15. Mai 2019

Sozialer Stadtrundgang, Alumni-Event ZHAW

Peter

Unser Führer, erscheint etwas verspätet in der Bahnhofshilfe, wo wir auf ihn warten dürfen und von Silvia, der Bahnhofsseelsorgerin etwas über die Bahnhofskapelle und die Bahnhofshilfe erfahren. Die Bahnhofskirche ist interkonfessionell. Es hat auch einen Gebetsteppich für Muslime. Die Kirche wird von katholischen und reformierten SeelsorgerInnen betreut.

Peter hat Koch gelernt, an verschiedenen Orten gearbeitet. Nach einem Rollerunfall konnte er ein Jahr lang nicht arbeiten, zudem hatte er schon Schulden wegen einer Bürgschaft, die er geleistet hatte. Mittlerweile sei fast alles zurückbezahlt.

Er arbeitet als Surprise-Verkäufer (Verdienst pro Heft Fr. 3.-), Stadtführer (für Fr. 75.- pro Führung) und an einem Würstlistand.

Er sei nie gezwungen gewesen auf der Gasse zu schlafen, sei aber hin und wieder mit seinem Kollegen Ruedi mitgegangen.

Soziale Stadtrundgänge

Es gibt 5 Stadtführer und 6 verschiedene Führungen. Unsere Führung ist zum Thema, wie man in Zürich mit wenig Geld leben kann.

Taubenschlag: Bahnhofsbrücke

Der Taubenschlag ist ein beliebter Aufenthaltsort für Obdachlose mit ihren Hunden. Früher wurden hier Tauben gefüttert, was nun verboten ist. Er befindet sich auf der Bahnhofsseite der Bahnhofbrücke. Hunde sind vielfach die einzigen Bezugspersonen. Es wird den Tieren oft besser geschaut als sich selber. Hunde bekommen auch Sozialhilfe. Es gibt auch einen Gassentierarzt.

Betteln ist in der Schweiz generell nicht erlaubt. Aber einen Becher vor sich hinstellen und den Passanten einen schönen Tag wünschen, gilt nicht als betteln. Es ist ja niemand gezwungen, Geld in den Becher zu legen!

Vierstern Hotel, Veloabstellplatz beim Amtshaus IV

Dieser Schlafplatz heisst so, weil er einen gewissen Luxus bietet. Es ist ein Gratis-WC in der Nähe und ab und zu bringt die Polizei ein warmes Getränk vorbei.

Es gebe einige offizielle Schlafmöglichkeiten in der Stadt, Pfuusbus, Iglu, Offenes Herz, oder den Knast. Diese Schlafmöglichkeiten werden aber oft nicht gerne besucht, da Vorschriften zu beachten sind.

Früher konnte man auch im Flughafen oder HB übernachten.

Jeder Sozialhilfeempfänger bekommt eine Regenbogenkarte für die Zone 110.

Wenn man in Tram oder Zug ohne Billett oder ausserhalb der Zone 110 erwischt werde, bekomme man eine Busse. Wenn man diese nicht bezahle werde man für einen Aufenthalt im Vollzugszentrum Ringwil am Bachtel aufgeboten. Dort könne man in der Gärtnerei oder in der Werkstatt arbeiten.

Es gibt auch solche, die ins Ausschaffungsgefängnis auf dem Kasernenareal müssen. Das sei nicht lustig. Man werde 23 Stunden im Tag eingesperrt. Aber max. für 4 Tage.

Jeder Obdachlose müsse eine Meldeadresse haben, bei Bekannten, oder beim Sozialamt.

Wenn Obdachlose von ihrem Schlafplatz sprechen, sagen sie Bogen, damit nicht alle Umstehenden es mitbekommen.

Toiletten: Jeder Randständige kennt die Gratis-Toiletten in der Stadt. Sie bekommen auch einen sog. Piss-Pass. Damit können sie im McClean im HB gratis die Toiletten benutzen.

Gassenküche Speak-out

Diese besteht aus einer Zweizimmerwohnung an der Niederdorfstrasse, neben dem Coiffeur Strubelpeter. Dort wird an 4 Tagen pro Woche ein Mittagessen für 40 Personen gekocht. Manchmal kommen bis 60 Personen, dann dürfte jeder einmal schöpfen und der Rest werde nachher verteilt. Gekocht werde von Freiwilligen.

Alkohol und Drogen werden nicht geduldet.

Cafe Yucca

Das Cafe wird von der Stadtmission betrieben. Es bietet Essen und Passantenhilfe u.a. auch für Migranten (auch finanziell). Früher waren Kirchgemeinden Anlaufstelle, dort durfte man betteln, sonst ist es verboten. Seit 2008 der Schengenraum aufging, seien die Kirchen überrannt geworden und man wollte eine zentrale Stelle schaffen. Im Yucca könne man auch einen Mikrokredit bis Fr. 100.- bekommen. Es besteht kein Konsumationszwang.

Auch hier werden Alkohol und Drogen nicht geduldet.

Talk

Es gebe noch das Talk beim Waffenplatz, dort bekomme man für Fr. 4.- ein Mittagessen, dürfe ein mitgebrachtes Bier oder etwas Wein dazu trinken, was sonst nirgends erlaubt sei. Ausserdem könne man dort duschen und seine Kleider waschen, nur der Tumbler koste etwas (50 Rp).

Man kann hier auch seine Garderobe austauschen, z. B. Winterkleider gegen Sommerkleider.

Generell sei die Solidarität unter den Randständigen sehr gut. Auch der Kontakt mit der Polizei sei gut und die Behörden sozial eingestellt.

Surprise

Surprise ist eine NGO, die sich zu 75% aus dem Heftverkauf finanziert und zu 35% aus Spenden.

Taubenschlag, gerade nicht bevölkert

Eingang Speak-Out an der Niederdorfstrasse

Küche im Speak-Out

Café Yucca an der Häringstrasse

https://www.stadtmission.ch/cafe-yucca/

Nach dem Rundgang gab es noch einen Apéro spendiert von der ZAHW im Restaurant Amboss Rampe an der Zollstrasse.

http://www.ambossrampe.ch/

ENDE